Wie oft hast Du schon vor der Entscheidung gestanden:
Weitermachen oder aufhören?
Durchziehen oder abbrechen?
Nochmal einen letzten Versuch mit aller Kraft wagen oder das Projekt einstampfen?
Ein typischer Denkfehler, der sich bei diesen Überlegungen heimlich, still und leise einschleicht ist der Trugschluss der verlorenen Kosten, auch “sunk cost fallacy” oder “sunk cost effect” genannt.
Mal abgesehen davon, dass es selten gut ist im “entweder-oder”-Modus zu denken und dabei die unendlich vielen Möglichkeiten zu übersehen, die es dazwischen auch noch gibt, hindern Dich Gedanken wie “jetzt habe ich schon so viel investiert, da kann ich doch nicht aufhören” daran, aus den Endlosschleifen des Grübelns und Entscheiden-wollens-aber-nicht-könnens auszusteigen.
Statt zurückzublicken und die bisher investierten Kosten als Entscheidungsgrundlage heranzuziehen, ist es besser die Gegenwart und die Zukunft ins Auge zu fassen. Macht es diesbezüglich Sinn weiterzumachen? Oder ist es in Anbetracht dessen, was ist und kommen wird nicht besser aufzuhören?
Achtung Falle: sunk cost fallacy – der Versunkene-Kosten-Trugschluss
Den Gedanken “Wenn ich jetzt aufhöre, war alles für die Katz!” kennst Du vermutlich, denn er ist genauso menschlich wie weit verbreitet. So sehr, dass sich die psychologische Forschung mit diesem so genannten “sunk cost effect” oder “sunk cost fallacy” (Versunkene-Kosten-Falle/Trugschluss) beschäftigt hat.
Immer dann, wenn wir bereits viel (Zeit, Geld, Energie, Liebe, etc.) investiert haben, tappen wir in diese Falle. Das, was wir bereits investiert haben wird zur Begründung weiterzumachen, selbst wenn es objektiv betrachtet keinen Sinn macht.
Je größer die “sunk costs” sind, desto stärker der Drang festzuhalten und weiterzumachen, Vorhaben oder Beziehungen weiterzuführen.
Erst recht, wenn wir für die vergangenen Kosten und diesbezüglichen Entscheidungen selbst verantwortlich sind. Gleichzeitig erschwert uns dieser „Berg an Investitionen“ eine objektive Sicht auf die Dinge. Unabhängige Außenstehende können daher in einem solchen Fall gute Rat- oder Hinweisgeber sein.
Um was es geht ist unerheblich – das zugrunde liegende Verhalten ist immer das gleiche
Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um finanzielle Investitionen wie Aktiengeschäfte handelt, um eine private oder geschäftliche Beziehung , ein Projektvorhaben, Kriege, den Bau von unrentablen Flugzeugen (Concorde), absolvierten Ausbildungen oder so etwas profanes wie einen schlechten Kinofilm aushalten, weil Du nun mal die teuren Kinoarten gekauft hast.
Dieses eher als irrational anzusehende Verhalten liegt darin begründet, dass wir nach Möglichkeit immer danach streben konsistent zu erscheinen.
Wir wollen zum einen uns und anderen Glaubwürdigkeit signalisieren und zum anderen Widersprüche vermeiden, die uns unbehaglich fühlen lassen und die wir nur schwer aushalten.
Wenn wir etwas “mitten drin aufgeben” generieren wir aber genau einen solchen Widerspruch. Den: Früher anders gedacht und gefühlt zu haben als jetzt.
Wir sind verunsichert und fühlen uns unwohl. Einfach weiterzumachen wie bisher verhindert diese schmerzliche Realisierung (oder verzögert sie zumindest) und erscheint daher als die bessere Wahl. Wobei das nichts mit bewusstem Auswählen zu tun hat, diese “Wahl” geschieht eher unbewusst.
Wenn Du loslassen musst, solltest Du die Vergangenheit ignorieren
Der Versunkene-Kosten-Trugschluss ist damit einer der Gründe, warum uns loslassen so schwer fällt und wir aus gutem Grund an der Vergangenheit festhalten.
Doch hilft Dir das weiter? Nein, denn es gibt zwar viele Gründe an etwas festzuhalten oder etwas weiterzuführen, aber einen ganz schlechten: Nur deshalb weiterzumachen, weil Du schon so viel investiert hast!
Wenn Du also im Prozess des Loslassens steckst, solltest Du so oft es geht versuchen, die Vergangenheit zu ignorieren und Dich auf die Gegenwart und die Zukunft zu fokussieren. Um dann entscheiden zu können, ob es aus dieser Sicht Sinn macht, weiterzumachen.
Kommst Du zu dem Entschluss loszulassen, findest Du im Artikel “Erst Altes abschließen, dann mit Neuem beginnen!” eine hilfreiche 3-Schritte-Selbstcoaching-Übung.
Deine – oh ja, ich kenne diese Falle recht gut – Dagmar Ruth 😉