Lebe jeden Tag als wäre es Dein erster

Lebe jeden Tag als wäre es Dein erster!
Ja genau, Du hast richtig gelesen! Dein erster nicht Dein letzter Tag.

Sprüche, Tipps und Aufforderungen jeden Tag so zu leben als wäre es Dein letzter, gibt es zu Hauf. Zum einen brauche ich deshalb nicht auch noch darüber zu schreiben. Zum anderen konnte ich mit diesem Spruch noch nie sonderlich viel anfangen. Im Gegenteil. Er erschreckt mich und macht mich handlungsunfähig.

Sicherlich hat das, was in den “letzter Tag“-Anweisungen steckt seine Relevanz. Geht es doch darum, das eigene Leben so zu leben wie es wirklich Dir entspricht und es nicht auf morgen zu verschieben. Für mich hat der Ratschlag meine Tage zu sehen als würde ich morgen nicht mehr leben, allerdings nie funktioniert. Mein Bild von meinem letzten Tag ist anders geprägt.

Daher möchte ich Dir eine Alternative vorschlagen, mit der Du nicht jeden Tag leben musst, als wäre es Dein letzter: Lebe jeden Tag als wäre es Dein erster. Am Ende des Artikels beschreibe ich Dir eine Übung mit der Du diese Haltung einübst.

Bevor ich Dir die Vorzüge von Lebe jeden Tag als wäre es Dein erster beschreibe, gehe ich kurz darauf ein, was der Spruch mit dem letzten Tag mit mir macht.

Wenn ich „ihn“ lebe, als wäre es Dein letzter Tag“ wirklich ernst nehme und nicht nur als oberflächliches Motivations-Blahblah, so versetzt er mich in Panik.

Denn zum einen will ich noch viele Tage leben. Zum anderen gäbe es wirklich viele Dinge, die mir noch wichtig wären und die ich keinesfalls in 24 Stunden unterbringen könnte. Es sein denn ich hätte einen Zeitwandler so wie Hermine in den Harry Potter-Büchern, hab ich aber nicht.

  • Wie zum Beispiel sollte ich entscheiden, welche meiner Freunde ich nochmal treffen oder mit wem ich noch mal telefonieren sollte. Zwangsläufig würde ich nicht alle schaffen, doch wen lasse ich weg?
  • Welchen Ort möchte ich noch besuchen und wie schaffe ich es in der Kürze der Zeit dorthin?
  • Welche der Dinge, die ich noch nicht erledigt habe, die auch noch bedeutend sind, wenn ich nicht mehr da sein sollte (die Erde dreht sich dennoch weiter), kann ich noch erledigen?

Das sind nur ein paar Fragen, die mir kommen, denke ich an den Spruch.

Würde ich mich wirklich in dieser Situation befinden und eine Zeit lang weiter darüber nachdenken, kämen wahrscheinlich noch viele mehr dazu. Ich müsste sie alle auf die Schnelle entscheiden und stünde vor der nächsten Frage: Welche Entscheidung will ich treffen und welche nicht? Allein der theoretische Gedanke an dieses Szenario lässt mich gedanklich einfrieren.

Da wäre es vielleicht besser, ich sollte mein Umfeld einfach ausblenden und mich von der Welt verabschieden, indem ich mich in ein Vergnügen nach dem anderen stürze! Ganz nach dem Motto: Nach mir die Sinnflut! Allerdings: Es gibt schon genug Leute die so leben, da brauche ich mich nicht auch noch einreihen.

Gedanken an all das, was ich noch machen würde wollen, lassen mich vor Schock eher erstarren, als dass sie meine Phantasie beflügeln.

Außerdem brauchen mache Dinge im Leben Zeit, Vorbereitung, Übung und ein kontinuierliches Dranbleiben, bevor ich den Lohn meiner Mühen ernte. Wenn ich nur noch einen Tag hätte, müsste ich all das sein lassen, denn bringen würde es eh nichts mehr. Egal ob mir die Arbeit Freude bereitet oder nicht.

Wäre ein Morgen nicht mehr relevant für mich, spielte es auch keine Rolle mehr, womit ich heute noch meine Zeit verbringen würde. Ich könnte kopflos mein Geld verpulvern, ungeachtet der Tatsache, dass ich es – sollte ich es nicht mehr brauchen – auch für einen guten Zweck einsetzen könnte. Aber auch das wäre hinfällig, denn in 24 Stunden bekäme ich das nie sinnvoll geregelt. Also was soll´s, kann ich´s auch gleich gewissenlos auf den Kopf hauen…

Wenn ich wüsste dass die Uhr tickt, würde ich versuchen, so schnell es geht, all das noch rein zu quetschen, was ich bis dato nicht geschafft oder mich (aus guten Gründen) nicht getraut habe. Die letzten Stunden meines Lebens würden in einen totalen Stress ausarten, noch so viel wie möglich zu erleben, ohne dass ich es wirklich genießen könnte. Denn es gäbe noch viele andere Dinge, die zu kurz kämen oder die ich gar nicht mehr erleben würde.

Wahrscheinlich würde ich schon nach der Hälfte der mir noch zur Verfügung stehenden Zeit erschöpft aus dem letzten Loch pfeifen. Ob ich mich damit gesundheitlich ruiniere spielt zwar keine Rolle mehr, doch würde mir das Freude bereiten? Das wäre doch nur noch handeln im Torschluss-Modus!

Mal ehrlich: So einen letzten Tag wünsche ich mir nicht. Und auch niemandem anderen. Wenn ich mir zusätzlich vorstelle, dass ich öfter (täglich) auf diese Weise an mein Leben denken soll, wird mir schlecht… Schließlich soll der Spruch aufrütteln und bewirken, dass ich mein Verhalten ändere (Mal abgesehen, dass es richtig zu Ende gedacht also gar nicht funktionieren kann…)

Die Einstellung Lebe jeden Tag als wäre es Dein erster hat viele Vorteile.

Zugegeben, auch dieser Spruch funktioniert nicht wirklich, wenn er konsequent bis ins Letzte umgesetzt würde. Das hätte was von “täglich grüßt das Murmeltier” und wäre daher auch nicht besonders verlockend.

Dennoch ist was dran, das eigene Leben so zu betrachten. Mit dieser Variante des Spruchs möchte ich Dir einen Anreiz geben. Ohnehin bleibt es Dir freigestellt, welchen der beiden Sprüche Du für Dich oder auch allgemein für besser geeignet hältst. Vielleicht kannst Du sogar beide “gebrauchen”?!

Lass Dich mal auf einen kleines Gedanken-Experiment ein.

Wenn heute Dein erster Tag wäre, was würde dann anders sein?

Allem voran: Deine Vergangenheit gäbe es nicht!

Sie könnte in dem was Du tust, sagst, denkst oder wie Du Dich fühlst keine Rolle spielen. Hilfreiche Erfahrungen wären zwar auch weg, aber vor allem würden viele hinderlichen Gedanken, Verhaltensmuster oder Sichtweisen wegfallen. Klingt das für Dich plausibel?

Ein paar Beispiele gefällig?

  • Du begegnest Deinem Nachbarn im Hausflur und könntest ihn locker und fröhlich begrüßen. Ihr würdet vielleicht über das schöne Wetter sprechen und Euch gegenseitig erzählen, wo es in der näheren Umgebung schöne Ausflugsziele gibt. Statt, dass Du ein gepresstes “morgen” in Deinen Schal grummelst, weil Du Dich noch genervt erinnerst,  wie er Dich mit seinem Gitarren-Geklampfe und seiner nicht vorhandenen Musikalität gestern wieder total genervt hat.
  • Du könntest Deiner Chefin entspannt entgegentreten, wenn sie Dich in ihr Büro ruft und mit ihr voller Kreativität die neuen Wochenpläne besprechen. Statt mit hochgezogenen Schultern angsterfüllt zu ihrer Tür zu schleichen, weil Du von inneren Mustern geprägt bist, die Dich veranlassen zu denken: Wenn mich ein mir hierarchisch übergeordneter Mensch zu sich ruft werde ich geschimpft und gescholten.
  • Du könntest voller Elan ein neues Projekt starten, statt Deinem eingefahrenen Programm zu folgen und zu denken: Das klappt eh wieder nicht.

Ist es Dir möglich anhand der Beispiel nachzuempfinden, worauf ich hinaus will, wenn ich schreibe, dass Deine Vergangenheit keine Rolle mehr spielen würde?

Bist Du neugierige geworden es mal auszuprobieren? In meinem Artikel „Wie Du jeden Tag lebst, als wäre es Dein erster!“ beschreibe ich Dir ausführlich eine passende Übung.

Und keine Angst: Du musst ab jetzt nicht zwangsläufig jeden Tag nach diesem Motto leben. Das wäre wirklich anstrengend.

Beschließt Du jedoch, diese Denkweise und Haltung mehr und mehr in Dein Leben zu integrieren, wird es Dir mit der Zeit immer besser und einfacher gelingen. Selbst wenn es am Anfang gedanklich noch etwas holprig sein dürfte.

Grüß` mir das Murmeltier 😉 und probiere es doch einfach mal aus.
Deine Dagmar Ruth

Wie schön, dass Du meinen Blogartikel bis zu Ende gelesen hast. Das freut mich sehr.

Derzeit pausiere ich mein Business als Coach & Beraterin und widme mich meinem Herzensprojekt: Freiraum-Pfade