In meinem Artikel „Lebe jeden Tag als wäre es Dein erster“ habe ich darüber geschrieben, warum ich keine Freundin des „letzten-Tages“-Spruchs bin, was dieser mit mir macht und warum ich die Variante mit dem „ersten“ Tag aus guten Gründen vorziehe. Anhand einiger Beispiele habe ich die Vorteile erläutert, die diese Herangehensweise mit sich bringt.
Doch wie betrachtest Du nun Dein Leben jeden Tag als “neu”? Wie so oft sind solche Ratschläge ja leichter gesagt als getan. Daher erläutere ich Dir eine wirkungsvolle Selbstcoaching-Übung, die Dir hilft, mehr und mehr negative Gefühle und Gedanken loszulassen. Allerdings – kleiner Spielverderber 😉 – nur, wenn Du regelmäßig übst.
Negative Gedanken und Gefühle loslassen mit der Übung: “Die 5 Aspekte einer Situation”
Bevor Du los legst: Nimm Dir Zeit für die Übung. Versuche nicht, sie auf die Schnelle zwischen durch zu machen. Das bringt nix und kannst Du Dir sparen.
Wenn Du jetzt gerade keine ausreichende Zeit und Ruhe hast, lies Dir die Übung jetzt einmal durch, damit Du weißt, um was es geht und überlege Dir direkt im Anschluss, wann Du einen Termin mit Dir selbst 🙂 ausmachst, um sie ruhig und entspannt machen zu können.
Lege Dir für Dein Übung Stift und Papier bereit.
Teil 1
Erinnere eine als negativ empfundene Situation so gut und ausführlich es geht und beschreibe sie so detailliert wie möglich.
- Betrachte die Situation eingehend: Was hat sich abgespielt? Wie hat es sich abgespielt? Wer war an der Situation beteiligt? Zu welcher Tages- oder auch Jahreszeit ist es passiert? War es ein einmaliges Ereignis oder Teil einer Serie?
- Rekapituliere Deine Gedanken: Welche Gedanken gingen Dir durch den Kopf? Direkt in der Situation, vielleicht auch erst später mit zeitlichem Abstand.
- Beschreibe Deine Gefühle: Welche Gefühle tauchten auf? Wie hast Du Dich gefühlt?
Halte alles fest an das Du Dich erinnerst. Beginne dafür jeden Satz mit “Ich fühlte….”. - Analysiere Dein Verhalten: Erinnere Dich daran, was Du getan hast, wie Du reagiert hast. Und auch daran, was Du als Folge der Situation vielleicht immer noch tust.
- Erspüre Dein körperliches Empfinden: Schreib auf, was Du körperlich gespürt hast (soweit Du Dich noch erinnerst). Frage Dich danach: “Verspüre ich das in bestimmten Situationen, die mit dem Ereignis zusammenhängen immer noch?”
Teil 2
Um die Ereignisse aus der Vergangenheit loslassen zu können, musst Du Deine eingefahrenen Denkmuster infrage stellen. Warum Deine Denkmuster? Weil Gedanken Gefühle erzeugen und Deine Gefühle Dein Verhalten bestimmen.
Deine Denkmuster infrage stellen:
- Suche Beweise: Was stützte oder stützt immer noch meine Gedanken? Was steht ihnen entgegen?
- Halte nach Alternativen Ausschau: Gibt es alternative Erklärungen oder eine andere Sicht der Dinge? Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt die Situation zu betrachten, warum die Schlimmste wählen?!
- Relativiere alles: Betrachte Deine Notizen noch einmal möglichst nüchtern. Zu dramatisieren hilft nicht, das vergrößert lediglich Dein Leiden. Frage Dich: “Sehe ich immer nur das Schlimmste?”. Wenn Du merkst das dem so ist, hinterfrage diese Haltung indem Du sie möglichst nüchtern betrachtest und Dich stattdessen fragst: “Woher weiß ich das?”
Die Übung “Die 5 Aspekte der Situation” ermöglicht es Dir, in die Vergangenheit zurückzublicken und zu lernen, geschehene Dinge als Ereignisse zu betrachten, die zwar unangenehm und dennoch lediglich vergangene Ereignisse waren.
Mit wachsender Übung gelingt es Dir, mögliche negative Einflüsse vergangener Ereignisse auf Dein Leben abzustellen.
Damit lebst Du mehr und mehr jeden Tag, als wäre es Dein erster.
Nichts ist immer nur so, wie es uns auf den ersten Blick erscheint.
Deine Dagmar Ruth
P.S.: Die Übung ist wissenschaftlich entwickelt worden, laut Studien funktioniert sie. Ich selbst habe sie auf die ein oder andere Situation angewendet und mich auf diese Wiese tatsächlich mit einem ersten Tag beschenkt.
Wie so vieles, was ich Dir vorstelle, ist sie allerdings keine Schnell-schnell–Lösung, sondern braucht Dein Engagement und ein bisschen Übung deinerseits.
Meine Erfahrung damit: Es lohnt sich, diese Arbeit zu investieren.
Mein Tipp: Probiere sie für den Anfang an „harmloseren“ Situationen aus, übe Dich darin und versuch nicht gleich Dein ganzes Leben damit umzukrempeln.