Vielfach wird behauptet: Wenn Du etwas verändern und erreichen willst, dann musst Du Dir große und herausfordernde Ziele setzen. Mit kleinen kommst Du nicht voran und schaffst es nicht. Gerade von den „gängigen“ Motivations-Trainern wird das immer wieder gerne behauptet.
Dieser Einstellung möchte ich gerne etwas entgegensetzen und erläutern, was passiert, wenn Du Dir Ziele setzt, die Du (noch) nicht erreichen kannst! Und wie Du meiner Meinung nach besser vorgehen kannst.
Besser eine große Vision haben, als große Ziele. Die Vision ist entscheidend.
Zuerst einmal: Es ist entscheidend, dass Du eine möglichst konkrete Vorstellung, also eine Vision von Deiner Zukunft hast. Also von dem, was Du erreichen und was Du ändern willst.
Eine Vision brauchst Du und sie darf gerne groß, bunt und vielfältig sein. Vor allem aber sollte sie begeisternd sein.
Sie sollte Dich begeistern und wie magisch anziehen. Damit Du ins Tun kommst, damit Du losgehst, Dich bewegst und Dinge unternimmst, die Dich Deiner Visions-Erfüllung näher bringen.
Aus dieser Vision heraus entwickelst Du dann Deine Ziele.
Je nachdem wo Du hin willst, welchen Weg Dir Deine Vision also vorgibt, entwickelst Du bestimmte Ziele. Diese kannst Du anstreben und auf sie hinarbeiten.
Diese Ziele sollten zwar herausfordernd sein, Dich jedoch nicht überfordern.
Die Art und Weise wie Du Deine Ziele aussuchst und definierst, hat großen Einfluss auf Deine persönliche Lebenszufriedenheit.
Du kannst Dir Ziele aussuchen, die Du erreichen kannst und Ziele, die Du nur schwer oder gar nicht erreichen kannst. Je nachdem wie hoch Dein Anspruchsniveau ist.
Ein zu hohes Anspruchsniveau demotiviert eher als dass es Dich weiter bringt.
Sollte Dein eigenes Niveau recht hoch sein, ist es besser, daran zu arbeiten, es etwas runterzuschrauben. Damit kannst Du Deinen Selbstwert und Deine Zufriedenheit steigern.
Wenn Du Dir unrealistische hohe Ziele setzt, wirst Du unweigerlich (viele) Misserfolge ernten.
Das frustriert, demotiviert und führt mit der Zeit dazu, dass Du Dir immer weniger zutraust und dass Du immer weniger daran glaubst, Deine selbstgesteckten Ziele auch erreichen zu können.
Unter Umständen hast Du dann tatsächlich weniger Erfolg, als Du es Dir wünscht. Ein Teufelskreis.
Wenn „groß denken“, dann bei Deiner Vision.
Bei Deinen Zielen solltest Du daher immer gut überlegen, welche Du anstrebst und sie so festlegen, dass Du Dich strecken musst, sie aber auch mit Einsatz erreichen kannst.
Wie schon erwähnt: Wenn Dein eigenes Anspruchsniveau recht hoch ist, dann ist es besser für Dich, wenn Du dieses bewusst heruntersetzt und Deine Ziele dementsprechend gestaltest. Dann wirst Du nämlich immer noch ziemlich viel erreichen.
Wahrscheinlich viel mehr, als Du vermutest. (Über diesen Fakt habe ich übrigens schon in meinem Blogartikel über die „Stolperfalle Unter- und Überschätzung“ geschrieben.)
Wenn Du in Deinen Ansprüchen runtergehst, steigen die Chancen, dass Du das, was Du erreichen willst, auch wirklich schaffst.
Und das fördert Dein Vertrauen und Zutrauen in Dich selbst und Du wirst merken, dass Du Dir nach und nach immer größere Ziele stecken kannst.
Das ist noch aus einem anderen Grund wichtig.
Richtig große Ziele entwickeln sich erst mit der Zeit – entsprechend Deiner Entwicklung.
Richtig große Ziele sind nicht gleich „von Anfang an“ da. Sie müssen erst einmal entstehen, sind zu Beginn vielleicht noch gar nicht klar und schon gar nicht wirklich denk- und fühlbar.
Eine grobe Richtung bzw. eine vage Vorstellung muss vorhanden sein, aber ein richtig großes Ziel entwickelt sich erst mit der Zeit.
Denn für manche Dinge (in meinen Augen: die meisten Dinge) braucht es einfach eine Entwicklung. Du musst dafür bereit und vorbereitet sein.
Du kannst darauf hintrainieren, Deine Ziele angehen und erreichen zu können. Zum Beispiel, indem Du Deine Ziele staffelst oder mit ähnlichen, naheliegenden Dingen beginnst, statt gleich das große Ganze zu wollen.
Der Schlüssel zum Erfolg: Von Mal zu Mal zu schauen, was jetzt möglich und erstrebenswert ist.
Wenn Du die für Dich richtige Richtung eingeschlagen hast und vorangehst, dann wirst Du feststellen, dass es immer wieder Momente geben wird, wo Du an Abzweigungen kommst.
Mit Abzweigungen meine ich Variationen Deines Ziels, Deines Vorhabens. Vor allem auch größere Varianten, größere Ziele.
Wenn sich etwas Neues bemerkbar macht, dann ist das kein Zufall, dann hat das immer Sinn. Sodass es auch als wichtig erkannt werden kann.
Du solltest also ein Ziel haben und daraufhin arbeiten, gleichzeitig aber die Offenheit für Anpassungen und Veränderungen, Verzweigungen und Neuerungen behalten.
Auf diese Weise werden sich Dir Deine großen Ziele auch zeigen. Dann wirst Du sie auch sehen können.
Denn dann hast Du Dich dahin entwickelt, sie auch als solche erkennen zu können, sodass Dein Kopf (Dein Verstand, Deine Ratio) sie Dir nicht sofort wieder ausredet. Oder Dich die Vorstellungen von ihnen nicht gleich so erschreckt, dass Du zweifeltest oder verunsichert bist.
Die Kombi aus herausfordernd und machbar ist die, die Dich wirklich voranbringt.
Wenn Du also Deine große, Dich begeisternde Vision gefunden hast, eine Vision, die Dir durchaus jetzt noch als unrealistisch erscheinen mag, dann beginne damit, Dir herausfordernde UND machbare Ziele zu setzen, die Dich Deiner Vision näher bringen.
Gleich „am Anfang“ ist es nicht so leicht möglich, ein richtig großes Ziel wirklich stetig zu verfolgen und Dir zu erarbeiten.
Du tust Dir mit dieser Variante keinen Gefallen. Unter anderem, weil Dein Kopf vermutlich viel zu oft und zu heftig reinquatscht. „Das ist viel zu weit weg, viel zu teuer, für Dich doch nicht machbar, etc.“
Diese und alle anderen Variationen eines „warum das nicht möglich ist“ hält Dein Kopf für Dich parat. Solcherlei Gedanken sind quasi „vorprogrammiert“ und das bremst Dich aus.
Dadurch ist es enorm schwer wirklich an das entscheidende Thema bzw. Ziel heranzukommen.
Fazit: Große Vision haben, machbare Ziele stecken und losgehen!
Wenn Du aber mit einem einfacheren Ziel beginnst und losgehst, wird ganz sicher dieser AHA-Moment kommen, an dem sich Dir Dein wahres und wahrscheinlich auch großes Ziel offenbart.
Diese Verzweigung kannst Du erst sehen, wenn Du damit begonnen hast in eine bestimmte Richtung zu gehen.
Je länger Du aber wartest und nichts machst, Dich vielleicht auch nicht traust etwas zu machen, weil die Aufgabe doch zu erschreckend und groß erscheint, desto weniger kann dieser Moment kommen.
Du musst einfach eine Richtung einschlagen, die für Dich passt und immer überlegen:
- Wo bin ich jetzt?
- Wo will ich hin?
Vielleicht unterscheidet sich das von Mal zu Mal ein wenig oder ist tatsächlich etwas anderes.
Mein Tipp: Komm weg vom: „Ich muss da unbedingt hin…“. Bleib stattdessen aufmerksam und offen, „obwohl“ Du ein Ziel verfolgst. Dann wirst Du nicht nur dieses, sondern viele andere und größere nach und nach auch erreichen.
Du bringst es auf den Punkt. Die Vision darf ganz groß sein, die Schritte dürfen ganz klein sein. Wie Heidi es formuliert: Auch Umwege können wertvoll sein, wenn wir die Erfahrungen, die wir dabei machen, für neue Einsichten nutzen. Uns mehr an ihnen freuen als frustriert sein wegen des „Zeitverlustes“. Und doch kann es passieren, dass wir diese Einsichten für einen Moment vergessen… und auch das darf sein.
Vielen Dank für den schönen Artikel.
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
freut mich, dass Dir mein Artikel gefällt.
Vielen Dank für Deinen schönen Kommentar, dem ich absolut zustimme.
Seit ich den Artikel geschrieben und Heidis Kommentar erhalten habe, habe ich noch mehr über das Thema Umwege nachgedacht und wie wichtig sie sein können. Für mich selbst habe ich gerade festgestellt, dass ich in Bezug auf eine Sache wohl einen ziemlich großen Umweg gemacht habe.
Darüber könne ich mich jetzt ärgern oder traurig sein. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Ich weiß dadurch jetzt viel klarer, wo es wirklich hin gehen soll und jetzt, wo ich mich wieder auf meinem „richtigen“ Weg befinde, geht alles viel leichter…

Wie schön! Ich denke, wir sollen Umwege viel mehr wertschätzen und feiern
Ein feiner Artikel.
Ich bin selber ein Fan der kleinen Schritte ohne die Vision aus den Augen zu verlieren.
Auch Umwege, Hürden einkalkulieren, bzw. geschehen lassen.
Im Nachhinein erweisen sich gerade die als großes Geschenk.
Liebe Heidi,
vielen Dank für Deinen schönen Kommentar.
Du beschreibst das sehr schön: Hürden einkalkulieren und Umwege geschehen lassen.
Wenn ich dabei meine große Vision im Auge behalte, kann mich das zu den tollsten Plätzen führen. <3 von denen ich vorher wahrscheinlich noch gar nichts wusste.