Wenn Du in Deinem Leben etwas verändern willst oder Dich daran machst, Deine Vision zu verwirklichen, geht das oft einher mit neuen Gewohnheiten, die Du dafür brauchen wirst oder trainieren musst.
Bestimmt hast Du in diesem Zusammenhang schon von der „21-Tage-Regel“ gehört, nach der Du eine neue Gewohnheit „nur“ 21 Tage lang praktizieren musst und dann würde alles wie von selbst gehen.
Vergiss diesen Mythos! Er stimmt einfach nicht!
Der „in 21 Tagen eine neue Gewohnheit etablieren“ – Mythos ist Quatsch
Sorry für diese schlechte Nachricht gleich zu Beginn des Artikels. Weiter unten werde ich Dir erläutern, warum das nicht stimmt.
Aber zuerst die gute Nachricht: Das heißt nicht, dass es nicht möglich ist, eine oder mehrere neue Gewohnheiten auszubilden bzw. grundlegend etwas an Deinem Lebensstil oder Deiner Arbeitsweise zu verändern.
Es braucht voraussichtlich länger als 21 Tage und zwei weitere „Zutaten“, die oft vergessen werden.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen: Wie lange es dauert bis eine neue Gewohnheit ausgebildet ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Wie lange also dauert es, bis sich eine neue Gewohnheit ausgebildet hat? Das hängt von ganz verschiedenen Faktoren ab. (Ausführlich nachlesen kannst Du das im Buch von Stephen Guise „Viel besser als gute Vorsätze“.)
Zum einen von der Schwierigkeit, die die neue Gewohnheit bedeutet. Jeden Tag eine Tasse grünen Tee zu trinken hat sich bestimmt schneller etabliert als jeden Tag einen Punkt auf Deiner ungeliebten ToDo-Liste zu erledigen, 10.000 Schritte zu gehen oder Dich generell gesünder zu ernähren.
Wenn Du grundlegend etwas anders machen oder neu erlernen willst, hilft es Dir leider nicht, wenn Du an einer der sehr beliebten 21-Tage-Challenges teilnimmst.
Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass sich daraus eine verlässliche Gewohnheit entwickelt, die Dir dann leicht von der Hand gehen wird.
Was nicht heißt, dass Du dadurch nicht etwas Neues lernen kannst, eine solche Challenge Spaß machen kann oder Du auf eine andere Art davon profitieren kannst.
Ich will Dir also nicht davon abraten an so einer Aktion teilzunehmen. Ich will nur Deine Erwartungen etwas relativieren, damit Du nicht enttäuscht wirst. Allein die Aktion täglich auszuführen – egal wie einfach oder schwierig sie ist – reicht nicht aus, um daraus eine Gewohnheit zu etablieren.
Tägliche Spaziergänge mit dem Hund führen nicht automatisch zur 10.000-Schritte-pro-Tag-Gewohnheit
Nehmen wir als Beispiel das beliebte Vorhaben, jeden Tag mindestens 10.000 Schritte zu gehen. Worauf ich hinaus will, erläutere ich Dir an meinem eigenen Beispiel.
Über 13 Jahre hat mich mein Hund durchs Leben begleitet. Jeden Tag musste ich mit ihm mehr als einmal raus und längere Spaziergänge oder Aktivitäten machen. Es war ein Australien Shepherd, also ein Hund, der sich nicht mit auf-der-Couch-liegen und mal-eben-schnell-um-den-Block-gehen zufrieden gegeben hätte.
13 Jahre lang, also über (13 x 365 =) 4.745 Tage habe ich diese Aktivität täglich durchgeführt.
Doch seit mein Hund nicht mehr lebt, mache ich es nicht mehr. Ich gehe nicht automatisch, wie „einprogrammiert“ raus vor die Tür, um einen ca. einstündigen Spaziergang zu machen oder 10.000 Schritte zu gehen.
Woran es liegt, wenn sich das neue Verhalten nicht von alleine automatisiert
Wenn die 21-Tage-Regel stimmen würde, die ja auch verspricht, dass danach alles einfach und wie von alleine geschehen würde, müsste das doch längst der Fall sein. Oder?! Schließlich habe ich diese Regel ja mehr als 225 Mal (4.745 / 21) erfüllt.
Warum also hat sich diese Gewohnheit nicht in meinen täglichen Tagesablauf einprogrammiert?
Weil ich a) keinen Grund mehr dazu habe. Und weil ich b) nie die bewusste Entscheidung getroffen habe, dass ich 10.000 Schritte am Tag als Gewohnheit etablieren möchte.
Ich habe es einfach gemacht, weil es für meinen Hund notwendig war und weil es mir Spaß gemacht und sehr oft große Freude bereitet hat. Wenn es nicht gerade in Strömen regnete 😉
Was Du als „Zutaten“ noch brauchst: Einen klaren Grund und eine bewusst getroffene Entscheidung
Was Du unbedingt brauchst, ist zuerst einmal einen klaren Grund, warum Du diese neue Gewohnheit etablieren willst.
Was sich erst mal recht einfach anhört, kann im Versteckten ganz schön „tricky“ sein. Denn zuerst musst Du herausfinden, ob Du das auch wirklich willst. Wie bei allen Vorhaben, die mit selbstgesteckten Zielen zu tun haben, ist das eine der wichtigsten und zum Teil auch schwierigsten Aufgaben.
Denn wie oft tun wir etwas oder denken, wir wollen etwas tun, was eigentlich gar nicht wirklich unser Wille ist.
Das passiert uns ständig, denn die bewussten und unbewussten Manipulationen von außen sind enorm vielfältig.
Vielleicht hat Dir eine gute Freundin erzählt, dass sie ab nun 10.000 Schritte pro Tag gehen will und Du findest Gefallen an dieser Idee und übernimmst sie. Oder ein Kollege erzählt Dir von seiner letzten Fahrradtour quer über die Alpen und Du nimmst Dir daraufhin vor, auch täglich 1 Stunde zu trainieren.
Es kann gut sein, dass Du jeweils einen eigenen Grund hast, diese neuen Gewohnheiten aufzubauen. Es kann aber auch gut sein, dass Du eigentlich keinen Grund für Dich findest, aber denkst, dass Du es tun solltest oder müsstest. (Von wegen: ich müsste mal wieder fitter sein… was der kann, kann ich schon lange…. etc.)
Wann immer Du Dir also etwas vornimmst, frag Dich, ob dahinter nicht doch ein „sollen oder müssen“ stecken könnte. Oder ob Du es wirklich, wirklich, wirklich von Dir aus willst.
Die Frage nach dem „Warum?“ liefert Dir den Grund
Frage Dich also warum das angestrebte Vorhaben wirklich der Mühe wert ist und suche nach der Quelle Deiner Zielsetzung. Welche Werte stecken für Dich dahinter? Warum willst Du es tun statt nur zu tun, was alle tun oder jemand von Dir erwartet.
Wenn Du versuchst etwas aufgrund der Meinung anderer oder der Gesellschaft zu ändern, wirst Du sehr schnell merken, dass Du auf einen massiven inneren Widerstand triffst. Und dann hat Dein Vorhaben keinerlei Chance.
Sobald Du den Gedanken hast, dass Du eine neue Gewohnheit aufbauen willst, frag Dich sofort nach dem Grund. Frag Dich warum Du es tun willst.
Frag mehrmals und so lange „warum?“ bis Du immer wieder die gleiche Antwort bekommst oder Dich im Kreis drehst. Dann bist Du beim Kernpunkt angekommen und weißt, warum Du es willst. Oder Du merkst andererseits ganz deutlich, dass Du es im Grunde gar nicht willst.
Unabdingbar dafür ist natürlich, dass Du 100% ehrlich zu Dir bist. Bist Du das nicht, betrügst Du Dich selbst und vergeudest wahrscheinlich Deine Energie mit einem Vorhaben, das Du gar nicht wirklich willst.
Ohne bewusst getroffene Entscheidung geht gar nichts
Die zweite Zutat, die es noch braucht, ist eine bewusst getroffene Entscheidung. Und zwar ganz konkret für das betreffende Verhalten.
Auch das klingt erst mal einfach oder gar nebensächlich. Kann aber den ganzen Unterschied machen.
Um noch mal auf mein Beispiel von oben zurückzukommen. Ich hatte wirklich einen richtig guten Grund, zusammen mit meinem Hund mehrmals am Tag draußen spazieren zu gehen. Er musste raus und bewegt werden, ich hatte Spaß daran und wollte mit meinem Hund aktiv sein.
Einen Grund am Tag 10.000 Schritte zu gehen, hatte ich allerdings nicht, auch wenn ich es sicher getan habe. Das heißt auch: Ich habe mich nie bewusst für dieses Vorhaben (10.000 Schritte am Tag) entschieden.
Daher konnte es sich auch nie als Gewohnheit für mich etablieren. Mit meinem Hund draußen aktiv zu sein war eine ganz andere Entscheidung, als allein durch die Gegend zu gehen und Schritte zu zählen.
Zusammenfassung der drei wichtigsten Punkte
Hier möchte ich Dir die drei wichtigsten Punkte zusammenfassen, die Du beachten solltest, wenn Du vorhast, mit einer neuen Gewohnheit Dein Leben zu verändern.
- Neue Gewohnheiten zu etablieren ist möglich, dauert allerdings vermutlich länger als die vielfältig „propagierten“ 21 Tage.
- Damit sich die Veränderung auch dauerhaft auswirkt, brauchst Du einen guten Grund, der wirklich Deinem „Warum?“ entspricht.
- Wenn Du diesen Grund hast, musst Du eine bewusste Entscheidung treffen, die Dir klar macht, dass Du auch bereit bist den Preis zu zahlen, den Dein Vorhaben mit sich bringt.
Wenn Du mit dieser Vorbereitung nun eine konkrete Veränderung angehen willst, hilft Dir mein Artikel „Warum Gewohnheiten stärker sind als Willenskraft“ weiter.
Darin verdeutliche ich Dir anhand eines “lieber-einen-Apfel-statt-den-Donut-essen”-Beispiels, warum Gewohnheiten stärker sind als Willenskraft und mit welchen 4 Schritten Du eine neue Gewohnheit etablierst.
Auf dass Du Deine neue Gewohnheit mit Freude und aus gutem Grund etablieren und genießen wirst!
Deine Dagmar Ruth